Frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung

Welche Welt geben wir den Kindern in die Hände? Und wie befähigen wir sie, diese zu erhalten und sorgsam mit ihr umzugehen?

Wir möchten Kinder dabei unterstützen, die Welt und die Auswirkungen ihres eigenen Handelns auf diese verstehen zu lernen. Frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) verfolgt das Ziel, schon die Kleinsten im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Der pädagogische Alltag bietet viele Möglichkeiten Themen der Nachhaltigkeit in den Fokus zu rücken. So thematisieren wir beispielsweise den bewussten und sparsamen Umgang mit Materialien, die Reparatur anstelle des Wegwerfens, die Vorteile der Mülltrennung oder die Bedeutung von Insekten für unsere Versorgung. So unterstützen wir die Kinder dabei, zu Gestalterinnen und Gestaltern ihrer Welt und Zukunft zu werden.

Waldbaden im Hirschgarten

Kaum war unsere Multiplikatorin für Natur und BNE von ihrer Fortbildung zurück, da war sie auch schon mit den Kindern unterwegs. Draußen. Im Hirschgarten. Zum Waldbaden. Ein paar fragende Blicke erntete sie ehrlich gesagt schon, aber diese schlugen schnell in Begeisterung um.

Durch ein achtsames, bewusstes Gehen durch den Wald entdeckten die Kinder Schnecken an Bäumen, Eichhörnchen oder interessante Wuchsformen der Bäume. Sie fühlten den Unterschied zwischen einer eher glatten oder aufgerissenen Baumrinde und zählten, wie viele Bäume sie auf dem Weg bereits umarmt hatten. Unter einem Baum sitzend, lauschten die Waldbader aufmerksam der Geschichte von Frederick, der die Farben sammelt. Anschließend erlebten die Kinder eine Traumreise, die sie über das Blätterdach zu ihrem Wunschort führte. Auch das Sammeln von Blättern auf einem Stock bereitete den Kindern Freude und schnell machte ihre Fantasie aus dem Blätterstabel eine lecker „Zuckerwatte“. Beim Sammeln der unterschiedlichsten Naturmaterialien wurde thematisiert, dass jedes Kind nur so viel nimmt, wie es benötigt. So wurden ganz bewusst nicht alle Kastanien eingesammelt. Einige blieben für die Tiere im Hirschgarten liegen. Aus einer Kastanie haben die Kinder eine natürliche Seife hergestellt, die ganz unbedenklich für die Natur draußen genutzt werden kann. Diese lässt sich auch ganz einfach für Zuhause herstellen. So wird es gemacht: Die Kastanie schälen, das Weiße der Kastanie zerkleinern, mit Wasser in einem Glas länger schütteln und dann die Kastanienstücke wieder herausnehmen, fertig! 

Für die kommenden Ausflüge in den Hirschgarten haben wir noch viele Ideen!

Gemüse aus dem eigenen KiTa-Garten

Nachdem wir Getreide gemahlen und Vollkornbrote gebacken hatten, zeigte sich deutlich, dass die Offenheit der Kinder für neue Lebensmittel mit der eigenen Herstellung dieser steigt. So entstand die Idee, weitere zum Teil noch unbekannte Lebensmittel hausintern herzustellen bzw. anzubauen. Im März züchteten die Kinder Sprossen in Gläsern. Die geduldige Aufzucht der Sprossen gepaart mit dem Wissen darüber, dass diese unglaublich viele Vitamine und Mineralstoffe erhalten, führte dazu, dass die Sprossenbrote für die Kinder zu einem kulinarischen Highlight wurden. So wurde von Seiten der Kinder ein Wunsch laut: „Wir möchten noch mehr gesunde Lebensmittel selber machen!“ Die Kinder brauchten nicht lang, um ihren Vorstellungen eine klare Form zu geben: Sie wünschen sich einen richtigen Garten im KiTa-Garten, in dem Gemüse wächst, das dann gemeinsam zubereitet und gegessen werden kann. Gesagt – getan!

Wir haben unseren KiTa-Garten um einen urbanen Gemüsegarten erweitert. Tomaten-, Gurken- und Zucchinipflanzen sowie Bohnen, Erbsen, Kürbisse und Co. wurden aus Samen gezogen, immer wieder gewässert, umgetopft, gestützt, gehegt und gepflegt. Ursprünglich hatten wir uns um Fördergelder bemüht, um tatsächlich große Beete anlegen zu können. Die Kinder waren sogar bereit, hierfür Spielfläche freizugeben. Die Gelder haben wir leider nicht erhalten, so dass unsere vielen Pflanzen sich mit unzähligen Töpfen, Kübeln und Hochbeeten zufriedengeben mussten. Der Begeisterung der Kinder und auch dem Gedeihen der Pflanzen tat das allerdings keinen Abbruch. Und auch der Erfolg blieb zum Glück nicht aus: Am Ende des Sommers konnten die Kinder viele Früchte ernten, die von unserem Koch dann zu leckeren Mahlzeiten verarbeitet wurden. Und plötzlich schmeckten den Kindern Spaghetti auch mit Kürbissoße.

Auf Basis der Bereitschaft unserer Kinder Neues zu probieren, können wir unseren Speiseplan nun sukzessive optimieren. Unser Ziel ist es, mehr gesunde, frische, regionale sowie saisonale Lebensmittel und weniger Fleisch auf die Teller zu bringen und bei den Kindern ein Bewusstsein für gesunde Ernährung zu schaffen. So sieht für uns Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Praxis aus.

Im Dezember 2023 erhielt unser Haus für Kinder für diese Projekt erneut die Zertifizierung „ÖkoKids – KindertageseinRICHTUNG NACHHALTIGKEIT“.

Großes Krabbeln im Eisnergutbogen

Im Frühjahr und Sommer 2022 krabbelt, summt und wimmelt es nur so im Fröbel Haus für Kinder im Eisnergutbogen. Raupen, Glühwürmchen, Blumen, Marienkäfer und Schmetterlinge zieren unsere Einrichtung und die insektenfreundliche Umgestaltung unseres Kita-Gartens zaubert so manch einem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht.

Grund für das insektenaffine Treiben in unserem Haus ist unser diesjähriges hausübergreifendes Projektthema „Insekten - Glücksbringer in unserem Garten“.

Weltweit wird durch Insekten die Vermehrung von ca. 88 Prozent aller Pflanzen sichergestellt. Insekten sind somit unentbehrlich für unsere Ökosysteme und damit auch für uns Menschen. Sie spielen eine entscheidende Rolle für unsere Versorgung mit Proteinen, Vitaminen und Eisen. In der UN-Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass Kinder ein Recht auf gesunde ausgewogene Ernährung haben. Somit sind Insekten für uns alle lebensnotwendig und schützenswert. Grund genug, diese winzigen, faszinierenden Wesen genauer unter die Lupe zu nehmen.

In den vergangenen Wochen haben wir herausgefunden, woran Insekten zu erkennen sind, wie ihr Körper aufgebaut ist, was sie fressen und was sie alles können. Häufig führten diese Erkenntnisse zu großen, staunenden Augen und vielen weiteren Forscher-Fragen. So entstanden Steckbriefe zu verschiedenen Tieren wie z.B. dem Glühwürmchen, der Libelle, dem Marienkäfer, der Heuschrecke, dem Mistkäfer und vielen weiteren. Die Kinder haben erarbeitet, welche Insekten zu den Nützlingen, den Bestäubern oder auch den Schädlingen gehören und sich Geschichten zu ihnen ausgedacht. Klitzekleine Marienkäferlarven sind bei uns eingezogen und haben sich mittlerweile zu stattlichen schwarz-roten Krabblern entwickelt, die nun beginnen sich zu verpuppen. Die Kinder schauen täglich, was sich im Vivarium tut und teilen voller Begeisterung ihre Beobachtungen.

"Schau mal, die Larve ist schon ganz groß geworden und hat nun rote Punkte auf dem Rücken. Ich finde die gar nicht mehr so eklig. Und guck dir mal die an, die ist schon in ihre Puppe gekrochen! Jetzt müssen wir leise sein und dürfen sie nicht stören, damit ein echter Marienkäfer schlüpfen kann."

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist unserer Überzeugung nach dann nachhaltig, wenn sie das Interesse der Kinder fesselt und ihre Herzen berührt. Unsere Insekten haben dieses Ziel in Rekordzeit erreicht!

Maja und Willi hautnah

Wieso sterben Bienen, wenn sie uns stechen? Weshalb scheuchen die Bienenweibchen die Männchen im Herbst aus dem Bienenstock? Warum wird aus einer normalen Larve eine Bienen-Prinzessin?

Tagelang schon wurden die graubraunen Schmetterlingspuppen in der Insekten-Projektecke beobachtet. Und dann passierte es – der erste Schmetterling schlüpfte aus seinem an der Decke der Voliere hängenden Kokon. Es dauerte nicht lange, bis die übrigen ihm folgten und die Kinder „ihre“ Schmetterlinge in die Freiheit entlassen konnten. Nachdem unsere Schmetterlingszucht einen erfolgreichen Abschluss gefunden hatte, wurde schnell klar, welche Insekten als nächstes im Fokus stehen sollten: „Wir wollten doch noch ganz viel über Bienen rausfinden!“ Gesagt, getan.

Dank eines umfangreichen Medienpakets der Münchener Stadtbibliothek konnten wir uns erste Fragen mithilfe reich bebilderter Sachbücher erschließen. Eine Gruppe von Kindern besuchte den Botanischen Garten und nahm die vielen Blumen genauer unter die Lupe. Schnell wurden die kleinen Forscher fündig und hatten die ersten Bienen entdeckt. Aber Moment mal… waren das wirklich alles Bienen? Die sahen ja alle ganz unterschiedlich aus. So lernten wir auch die Verwandten der Bienen kennen – Hummeln, Wespen und Schwebfliegen.

An einem sonnigen Vormittag flogen plötzlich viele, ziemlich große Bienen durch unseren Garten und bestäubten unsere frisch gepflanzten Blumen. Die Bienen steckten auf den Fingern der Kinder und waren von ihnen zuvor mit viel Liebe ausgeschnitten, bemalt und mit Flügeln versehen worden. Auch ein Bienenstock aus Papprollen entstand in unserem Kreativbereich, denn „die Bienen brauchen ja auch ein Zuhause“.

Nun fehlte nur noch der Blick in einen Bienenstock mit „echten Waben, einemillionhunderthundert Bienen und echtem Honig“. So kam es, dass unsere Vorschulkinder sich auf den Weg in den Olympiapark begaben, um Axel zu treffen. Axel weiß wirklich alles über Bienen, denn er ist Imker im Gemeinschaftsgarten o’pflanzt is! und hat uns eingeladen, ihn und seine Bienenvölker zu besuchen.

Wir durften vorsichtig über echte Waben streichen und das duftende Bienenwachs fühlen. Wir durften in Schutzanzüge schlüpfen und aus nächster Nähe einen Blick auf das rege Treiben eines Bienenstocks werfen. Wir durften beobachten, wie die Bienen auf einem Honigrahmen Waben anlegen, diese mit Honig füllen und mit Pollen verschließen. Zu guter Letzt durften wir unseren Finger in mit süßem Honig gefüllte Waben drücken und abschlecken. Köstlich!

Nun wissen wir, dass der Verlust des Stachels für die Biene so ist, als würden wir einen Arm verlieren und dass die Willis im Herbst verjagt werden, weil sie den ganzen Sommer über faul waren und keinen Honig zum Überwintern gesammelt haben. Auch haben wir herausgefunden, dass eine Bienenprinzessin entsteht, wenn eine Larve von den Arbeiterinnen nur mit dem besonderen Gelée royale gefüttert wird.

Dank der "AUF!leben - Zukunft ist jetzt." - Fördergelder können wir sogar eine einjährige Bienenpatenschaft im o´pflanzt is! Gemeinschaftsgarten übernehmen. Nun erfahren wir immer wieder, wie es unseren Stadtbienen geht und was sich im Bienenstock gerade tut.

Wertstoffprofis an die Macht

Das Fröbel Haus für Kinder im Eisnergutbogen widmet sich verstärkt dem Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit.  

Unter dem Titel „Wohin mit all dem Müll?“ haben wir im Jahr 2021 ein hausübergreifendes Abfallprojekt ins Leben gerufen. Über die Themen Müllvermeidung, Mülltrennung und Recycling möchten wir einen ersten Schritt in Richtung des breitgefächerten Themas Umweltschutz machen.  

Ziel unseres Projekts war es, den Kindern Grundkenntnisse und ein erstes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen eigenem Konsumverhalten und daraus entstehendem Abfall zu vermitteln. Warum sollten wir darauf achten, möglichst wenig Müll zu produzieren? Wie kann ich durch aufmerksames Einkaufen Abfall reduzieren oder sogar vermeiden. Warum sollte ich den Müll trennen und wie trenne ich richtig? Wie kann ich aus scheinbar nutzlosen Dingen noch etwas Sinnvolles gestalten? Auf all diese Fragen suchten wir nach Antworten. 

Wir möchten die Kinder ermuntern neugierig zu sein, kritisch zu denken und nachzufragen, da wir davon überzeugt sind, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gar nicht früh genug Beachtung finden kann. In der UN-Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass Kinder ein Recht auf die Vermittlung von Grundkenntnissen zur Sauberhaltung der Umwelt haben. Mit unserem Müll-Projekt konnten wir an dieser Stelle ansetzen und unseren Kindern Werkzeuge an die Hand geben, um die Umwelt aktiv zu schützen und somit nachhaltig zu handeln. 

Zum Auftakt unseres Projekts unternahmen wir mit den Kindern einen Spaziergang durch den nahegelegenen Hirschgarten und schauten bewusst darauf, wieviel Müll wir dort vorfinden. Wir haben überlegt, ob beim Einkauf von Äpfeln wirklich immer Pappe und Plastik anfallen müssen, fanden heraus, dass es viele Produkte auch in Mehrwegverpackungen gibt und haben Baumwollbeutel bemalt, um zukünftig Plastiktüten zu ersetzen. Im Rahmen des Projekts wurden unsere Kinder zu wahren Müll-Trenn-Meistern, die ihren Abfall nun zielgerichtet in der richtigen Mülltonne entsorgen und denen auch die Wertstoffinsel ein Begriff ist.  

Wir sind gespannt darauf, wie viele Ideen zu nachhaltigerem Verhalten wir gemeinsam noch entwickeln, in der Einrichtung implementieren und in die Familien tragen werden!  

Eins ist auf jeden Fall sicher: Maßnahmen zum Schutz der Umwelt verfolgen immer auch das Ziel, die Gesundheit des Menschen zu erhalten. Folglich ist ein umweltfreundliches Verhalten von Nutzen für uns alle und vor allem für unsere Kinder.  

Jeder von uns trägt Verantwortung für die Entwicklung der Welt, die unser Lebensraum ist. Wir alle, aber vor allem unsere Kinder haben große Macht, die Zukunft unseres Planeten zu lenken. 

Unser Abfallprojekt unterstreicht daher auch sehr deutlich das Fröbel Jahresmotto: „DIE WELT GEHÖRT IN KINDERHÄNDE“.